Opel Omega A Caravan 2.0 i

 

erschienen in der Auto, Motor und Sport vom 02.12.1988

Im Ladebereich

Auf den ersten Blick mag der Vergleich zwischen Opel Omega Caravan und VW Passat Variant etwas abwegig zu sein. Schließlich verkehren beide in verschiedenen Klassen. Denn während der Passat Variant bezogen auf Außenabmessungen und Motorisierung der unteren Mittelschicht zuzuordnen ist, wo er auf Konkurrenten wie Ford Sierra oder Citroen BX trifft, rangiert der Opel Omega eine Stufe höher, vergleichbar einem Mittelklasse-Mercedes oder einem Audi 100.

Erst beim Betrachten der Preislisten wird so richtig deutlich, daß die beiden Kombis von Opel und VW miteinander konkurrieren. DM 31.043,-- kostet ein Omega Caravan in GL-Ausstattung mit Zweiliter-Einspritzmotor und 115 PS. VW verlangt für den Passat Variant mit dem 107 PS starken 1,8-Liter-Einspritzmotor, ebenfalls in GL-Ausstattung, sogar DM 31.880,--, wobei in diesem Preis serienmäßig eine Zentralverriegelung enthalten ist, die beim Omega mit DM 594,-- extra bezahlt werden muß.

Autofahrer, denen es beim Kauf in erster Linie auf einen hohen Nutzwert ankommt, werden schnell feststellen, daß der Omega Caravan für weniger Geld mehr Laderaum bietet. Sein Gepäckraumvolumen beträgt bei Normalstellung der Rücksitze 540 Liter (nach VDA-Norm), beim Passat Variant sind es nur 465 Liter. Noch deutlicher wird die Differenz bei umgeklappten Rücksitzen: Dann schluckt der Opel 1.020 Liter, während in den VW nur 695 Liter passen.

Der Passat-Laderaum (links) ist kleiner als der des Omega Caravan.

Eine Niveauregelung wird von VW für den Passat Variant auch gegen Aufpreis nicht angeboten.

Ladehemmend wirkt sich beim Passat vor allem die gegenüber dem Omega um 20 Zentimeter geringere Laderaumbreite aus. Schuld daran sind sowohl die etwas schmaler geschnittene Karosserie als auch die weit nach innen ragenden hinteren Radkästen. Auch in puncto Laderaumlänge ist der Omega dem Passat überlegen. Skier von 1,90 Meter Länge lassen sich im Opel problemlos verstauen, beim VW müssen sie aus Platzgründen aufs Dach.

Auch ein Blick auf die Zuladekapazität der beiden Konkurrenten zeigt, daß der Omega die besseren Nehmerqualitäten bietet. Denn in den Passat dürfen nur bescheidene 417 kg eingeladen werden, beim Omega sind immerhin 489 kg erlaubt.

Keine Frage also: als Gepäckwagen ist der Omega dem Passat klar überlegen. Doch ansonsten gibt der VW die bessere Figur ab. Trotz seines kurzen Radstandes (2.625 mm zu 2.730 mm) bietet er den Fondpassagieren nochmals deutlich mehr Beinfreiheit als der ebenfalls geräumige Omega. Zudem sind die Passat-Sitze hinten wie vorne komfortabler gepolstert und weisen eine bessere Seitenführung auf.

Auch bei der Verarbeitungsqualität gibt es Unterschiede, vor allem hörbare. Denn während die Passat-Karosserie mit einer zufriedenstellenden Verwindungsstabilität aufwartet, stören im Omega auf schlechten Straßen laute Knarr- und Scheppergeräusche aus dem Heck- und Armaturenbrettbereich.

Vor allem die gegen DM 431,-- Aufpreis lieferbare, faltbare Laderaumabdeckung entpuppt sich auf schlechter Fahrbahn als permanenter Unruheherd.

Der Motor des Omega ist ebenfalls ein Störenfried, jedenfalls dann, wenn ihm hohe Drehzahlen abverlangt werden. Die per geregeltem Katalysator abgasentgiftete Zweiliter-Maschine dreht nur widerwillig hoch und macht im oberen Drehzahlbereich durch Dröhngeräusche und spürbare Vibrationen auf sich aufmerksam. Ihre Stärken liegen vielmehr im günstigen Drehmomentverlauf und der daraus resultierenden guten Durchzugskraft bei niedrigen Drehzahlen.

Obwohl der Passat dem Omega in der Beschleunigung als auch in puncto Elastizität und Höchstgeschwindigkeit (siehe Vergleichstabelle) leicht unterlegen ist, wirkt er wegen seines drehfreudigeren 1,8-Liter-Motor und aufgrund des mittlerweile verkürzten Achsantriebs subjektiv sogar etwas temperamentvoller als der Opel. Darüber hinaus ist der VW-Motor wesentlich laufruhiger als das Opel-Aggregat, da fällt es kaum ins Gewicht, daß aus Mangel an Durchzugskraft höher gedreht und häufiger geschaltet werden muß.

Von der Leichtgängigkeit und Exaktheit des mittlerweile deutlich verbesserten Omega-Getriebes ist die Passat-Schaltung allerdings weit entfernt.

Die unterschiedliche Leistungscharakteristik der beiden Motoren scheint auf den Benzinverbrauch nur wenig Einfluß zu haben. Denn in der Praxis sind die Differenzen gering. Mit 11,3 Liter unverbleitem Superbenzin je 100 km war der Passat im Doppeltestr nur geringfügig sparsamer als der Omega (11,7 Liter/100 km).

Was die Fahrwerke betrifft, liefern beide Kontrahenten gute Argumente für ihre Bauweise. Der frontgetriebene Passat wirkt wesentlich handlicher als der konventionell angetriebene Omega und ist ihm in der Fahrdynamik überlegen.

Doch trotz serienmäßiger Servo-Unterstützung kann die Lenkung Antriebseinflüsse nicht verheimlichen, und bei voller Zuladung neigen die entlasteten Vorderräder in Kurven bisweilen zum Durchdrehen.

Antriebskräfte in der Lenkung sind dem hinterradgetriebenen Omega fremd, aber im Vergleich zum Passat fühlt er sich wesentlich schwerfälliger an, weil er auf Lenkbefehle träger reagiert. Schlechter sind die Fahreigenschaften des Omega deshalb keineswegs - es ist wohl eher eine Frage des persönlichen Geschmacks, welcher Abstimmung man den Vorzug gibt.

Sportlich orientierte Fahrer favorisieren sicherlich die straffe, auf Querfugen leicht stuckerige Abstimmung des Passat. Komfortverwöhnte Passagiere werden sich im sanft schaukelnden Omega wohler fühlen.

So ist letztlich auch die Frage nach dem richtigen Kauf eine Sache des Standpunktes, zumal moderne Kombis genauso häufig als Freizeit- wie als Nutzfahrzeug eingesetzt werden. Das Ergebnis dieses Vergleichs wird beide Zielgruppen zufriedenstellen: der Passat ist der bessere Personenwagen, der Omega der bessere Kombi.