Opel Senator B 3.0i 24V
erschienen in der mot vom 27.10.1989
Opels Blitz
Als Meister der Mehrventiler erwiesen sich die Opel-Motorentechniker bereits mit dem überaus gelungenen Zweiliter-Sechzehnventiler für den Kadett GSi 16V, den Vectra 2000 und auch den Opel Calibra. Die logische Fortsetzung des Vierzylinder-16V heißt Sechszylinder-24V und paßt, ebenfalls als logische Fortsetzung, prima in den sportlichen Omega 3000 24V sowie natürlich in seinen nobleren Bruder, den Senator 3.0i 24V. Dieser neu entwickelte Dreiliter wirkt wie ein Feuerwerk in weiter Ferne: kein Knall, kein Krawall, einfach nur Glanz und Gloria, ganz selbstverständlich. Tatsächlich ist "selbstverständlich" auch das am besten passende Attribut für das neue Kraftpaket. Der Reihensechszylinder schüttelt seine 204 PS einfach so aus dem Ärmel. Kein Leistungsloch stört die Harmonie, wie das bei Mehrventil-Motoren in unteren Drehzahlbereichen häufig der Fall ist. Trotz seiner Ausgeglichenheit besitzt der Motor stürmisches Temperament. Sein maximales Drehmoment von 270 Nm liefert der 3.0i 24V schon bei 3.600 U/min. 90 Prozent dieser stattlichen Schubkraft stehen zwischen 3.000 und 5.800 U/min immer zur Verfügung. Der Tritt aufs Gaspedal provoziert bereits ab etwa 1.300 U/min vehementen Vorwärtsdrang. Auch wer das Pedal bis zur Drehzahlgrenze bei 6.600 U/min auf dem Bodenblech hält, hat nie den Eindruck, der Motor würde sich dabei anstrengen. Geschmeidig und kultiviert dreht der Dreiliter hoch und zieht den vollgetankt 1.480 kg schweren Senator wie vom Gummiband gezogen davon. Diese ausgewogne Leistungsentfaltung verdankt der 3.0i 24V vor allem seinen relativ kurzen Ventilöffnungszeiten in Verbindung mit dem Dual-Ram-Ansaugsystem, einer Art Turbolader ohne Turbo. Es versetzt die Ansaugluft in Schwingung, so daß sie quasi mit Anlauf in den Brennraum stürmt und so eine bessere Zylinderfüllung bewirkt. Um diesen Effekt über einen möglichst breiten Drehzahlbereich zu gewährleisten, arbeitet das System zweistufig - daher der Name Dual-Ram. Bis 4.000 U/min versorgen zwei Resonanzrohre jeweils drei Zylinder, darüber pulsiert die Ansaugluft über ein einzelnes Schwingrohr in alle sechs Zylinder. Um die aktive Sicherheit dem aktiven Motor anzupassen, erhielten alle Senator-Modelle die neue DSA-Hinterachse (Dynamic Safety), eine Multi-Link-Konstruktion mit zwei Dreiecks-Schräglenkern pro Hinterrad. Sie zeichnet sich durch souveräne Fahreigenschaften auch in schnellen Kurven aus. |
Allerdings ist auch das DSA-Fahrwerk gegen physikalische Haftgrenzen machtlos. Auf nasser Fahrbahn wischt das Heck nach einer verblüffend langen, stabilen Phase bei entsprechendem Leistungseinsatz kräftig, aber kontrollierbar in Richtung Kurvenaußenrand.
Der 3.0i 24V und das neue Fahrwerk machen aus dem Senator ein wahres Prachtstück. Sein biederes Hosenträger-Image verdient dieser Opel-Blitzexpress weniger als je zuvor.