Teileversorgung vom Autoverwerter

Original-Ersatzteile vom freundlichen Opel-Händler sind relativ teuer, sofern sie überhaupt noch ab Werk erhältlich sind. Bei älteren Fahrzeugen kann der Zeitwert schnell erreicht oder sogar überschritten werden, wenn elektronische oder mechanische Fahrzeugkomponenten ersetzt werden müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn kleinere Unfallschäden zeitwertgerecht instandgesetzt werden sollen.

Eine Alternative zum Kauf von Neuteilen ist der Kauf gebrauchter Fahrzeugteile von der Autoverwertung.

Wer häufiger Teile bei Autoverwertern ausschlachtet, wird die "Spielregeln" der Verwerter kennen. Allen Anderen sind vielleicht für den einen oder anderen Tip dankbar, um Mißerfolge zu vermeiden.

Tip 1

Basis ist vernünftige Arbeitskleidung. Monteurlatzhose oder wenigstens strapazierfähige Jeans, Sicherheitsschuhe mit durchtrittsicherer Sohle und Arbeitshandschuhe kennzeichnen den Profi. Die Wracks stehen meist eng beieinander, zerbrochene Scheiben und scharfkantige Blechteile verursachen schnell unnötige Verletzungen.

Vor diesem Hintergrund ist es empfehlenswert, auch ohne nahen Termin für die HU, den eigenen Fahrzeug-Verbandkasten zu überprüfen, ob dieser vollständig oder dessen Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Überlagertes, unsteriles Verbandmaterial verursacht selbst bei eigentlich geringfügigen Verletzungen im schlechtesten Fall schwerwiegende Blutvergiftungen.

Kinder haben auf dem Platz der Autoverwertung nichts zu suchen.

Sie begreifen eine Autoverwertung selbstverständlich als Abenteuerspielplatz, ohne die enormen Gefahren, die von den abgestellten Wracks ausgehen, realistisch einschätzen und vermeiden zu können.

Tip 2

Ebenso wichtig ist die eigene Werkzeugausrüstung, ohne die ein fachgerechtes Ausbauen von Ersatzteilen aus abgestellten Wracks nicht möglich ist.

Manche Verwerter leihen Ihren Kunden die benötigten Werkzeuge, dies kann aber keinesfalls vorausgesetzt werden. Üblicherweise sind ausgeliehene Werkzeuge stark verschlissen, was zur Beschädigung des auszubauenden Teiles und unnötigen Verletzungsgefahren führt.

Ich empfehle folgende Grundausrüstung:

1 Kreuzschlitzschraubendreher mittlerer Größe
2 Schlitzschraubenzieher (kleine und mittlere Klinge)
1 Satz Gabel-Ringschlüssel (Für die älteren Opel reichen die Größen 8, 10, 13, 15, 17, 19)
1 Seitenschneider
1 Ratschenkasten
1 Teppichmesser (z.B. um einen Kabelbaum aufzutrennen)

Für viele "Operationen" dürften diese Werkzeuge ausreichend sein. Trotzdem ist es empfehlenswert, sich vorher im Internet oder bei der örtlichen Opel-Werkstatt zu informieren, wie benötigte Teile fachgerecht ausgebaut werden und welches Werkzeug hierfür benötigt wird.

Die Plätze der Autoverwertungen sind teilweise deutlich größer als Fußballfelder. Transportprobleme sind mit einem ausrangierten Einkaufroller übrigens gut zu vermeiden.

Tip 3

Viele Verwerter schätzen es absolut nicht, wenn ohne Anmeldung und Nachfrage Teile aus Wracks ausgebaut werden. Im besseren Fall wird mehr oder weniger freundlich auf die Platzordnung hingewiesen, im schlechteren Fall kann ein Platzverweis ausgesprochen werden.

Der Teilebedarf sollte also tunlichst vorher mit dem Platzpersonal abgesprochen werden.

Tip 4

Vor dem Ausbau von Ersatzteilen sollte mit dem Verwerter über den Preis gesprochen werden. Hält man dem Verwerter bereits ausgebaute Teile unter die Nase, besteht meist keine sonderlich große Verhandlungsbasis mehr. Der Verwerter vermutet nämlich (meist zu recht), daß sein Preis akzeptiert wird.

Über die Neupreise der benötigten Teile sollte man vorab ungefähr informiert sein. Das hilft, bei überzogenen Preisvorstellungen argumentieren zu können....oder ohne allzu großen Zeitverlust woanders hinzugehen.

Tip 5

Es lohnt durchaus, vorab telefonisch wichtige Dinge wie Öffnungszeiten, Verfügbarkeit und Preisvorstellung für benötigte Teile mit dem Verwerter zu besprechen.

Vor allem weniger geübte Bastler verschätzen sich mit dem Zeitbedarf für den fachgerechten Ausbau von Teilen. Andererseits ist Zeitdruck ein Garant für zunehmende Verletzungsgefahr und das Ruinieren der eigentlich benötigten Teile.

Daher ist es empfehlenswert, den Zeitbedarf unter Einbeziehung der Öffnungszeiten großzügig zu kalkulieren.

Tip 6

In der Regel wird es kein Problem sein, wenn beim Ausbau eines Teils versehentlich ein anderes Teil beschädigt wird.

Andererseits gibt es leider Vandalen, die aus Dummheit und Ignoranz mutwillig zerstören, was sie selbst nicht brauchen. Niemand sollte sich wundern, wenn der Verwerter darauf besteht, mutwillig beschädigte Teile zu bezahlen.

Auch wird es gar nicht gerne gesehen, wenn z.B. komplette Armaturenbretter zerlegt werden, nur um an ein paar Birnchen heranzukommen. Die Grenze zur Sachbeschädigung kann aus Sicht des Verwerters schnell überschritten sein. Bei entsprechender Schadenshöhe kann tatsächlich eine Anzeige drohen, wenn sich ein Kunde unwillig zeigt, die zerstörten und damit unverkäuflichen Bauteile zu bezahlen.

Letztlich schadet der Gedanke daran nicht, daß andere vielleicht genau die Teile verzweifelt suchen, die unnötigerweise ruiniert worden sind.

Tip 7

Zwar muß ein Verwerter für die gebraucht verkauften Teile mindestens ein Jahr Gewährleistung übernehmen. Schlecht, wenn teuer gekaufte, nicht funktionierende Teile nicht zweifelsfrei als beim Verwerter gekauft identifiziert werden können. Eine dauerhafte Kennzeichnung der Teile durch den Verwerter vermeidet spätere Probleme.

Zu beachten ist, daß sich viele elektronische Komponenten - vor allem neuerer Fahrzeuge - nicht, oder nicht ohne weiteres in ein anderes Fahrzeug "verpflanzen" lassen. Vor allem Radios und Steuergeräte müssen oft vor dem Ausbau mit geeigneter Software "entheiratet" werden, damit sie später - wieder mit entsprechender Software - in ein anderes Fahrzeug funktionsfähig installiert werden können.

Im Zweifel kann eine vorherige Rücksprache bei der Vertragswerkstatt klären, welche Besonderheiten bei Steuergeräten oder Radio zu beachten sind.

Tip 8

Der Gebrauchtkauf sicherheitsrelevanter Teile ist nur dann sinnvoll, wenn deren Qualität und Brauchbarkeit zweifelsfrei festzustellen sind.

Teile von Bremsanlage, Fahrwerk, Rädern, Reifen oder Lenkung sind insbesondere aus Unfallfahrzeugen äußerst kritisch zu betrachten. Haarrisse, innere Schäden oder Verzug sind durch Augenschein nicht immer zuverlässig feststellbar und bedeuten Lebensgefahr bei einer Wiederverwendung,

Airbagsysteme oder Gurtstraffer sind definitiv nicht zur Wiederverwendung geeignet und dürfen eigentlich vom Verwerter nicht verkauft werden.

Mißachtung oder Unkenntnis der Sicherheitsbestimmungen bei Demontage oder Montage dieser Systeme sind lebensgefährlich! Selbst der Transport dieser Systeme im ausgebauten Zustand ist ohne entsprechenden Sachkundenachweis und originale Versandverpackung verboten und wird mit hohen Bußgeldern geahndet.

Das Lösen von Leitungen unter Druck stehender Klimaanlagen ist lebensgefährlich!

Jegliche Arbeiten an Fahrzeugen mit Hybridtechnik sind lebensgefährlich, solange Batterien und Generatoren nicht ausgebaut sind. In jedem Fall gilt: Hände weg von orangefarbenen Leitungen!


Teile aus Unfallfahrzeugen bergen weitere Risiken: elektrische und elektronische Komponenten können durch Kurzschlüsse defekt sein, Motor, Nebenaggregate und Teile des Antriebsstrangs Haarrisse oder andere Schäden davongetragen haben, die in der Folge zum Versagen der Bauteile führen.

Defekte Gebrauchtteile können nach Montage am eigenen Fahrzeug Folgeschäden hervorrufen.

Aus den vorgenannten Gründen sollte vor dem Ausbau von Fahrzeugteilen aus Wracks mit dem Personal des Verwerters geklärt werden, ob die benötigten Komponenten gefahrlos ausgebaut werden können.

Tip 9

Es mag für manche Zeitgenossen einen gewissen Reiz haben, das eine oder andere ausgebaute Teil in der Werkzeugkiste verschwinden zu lassen. Sonnenklar ist: Diebstahl ist strafbar!

Tip 10

Normalerweise müssen alle Fahrzeuge, die allgemein zugänglich sind, vom Verwerter von allen Betriebsflüssigkeiten befreit sein. Im Einzelfall kann das aber auch einmal nicht so sein.

Abgesehen von anderen Gefahren ist es immer schlichter (und strafbarer!) Umweltfrevel, wenn beim Ausbau von Teilen der Bremsanlage, der Klimaanlage, Motor, Servolenkung, Kraftstoffsystem, Kühlsystem oder Getriebe Betriebsflüssigkeiten einfach in die freie Natur abgelassen werden. Im Zweifel einfach den Verwerter um ein Gefäß zum Auffangen der Flüssigkeit bitten.

Tip 11

Auf vielen Schrottplätzen stehen Waschmöglichkeiten zur Verfügung. Es schadet aber sicher nicht, an Ersatzklamotten, eine alte Decke, ein Handtuch und Handwaschmittel zu denken.

Was kosten die Teile vom Schrott?

Jeder Verwerter macht seine eigene Preispolitik, die u.a. abhängig von der örtlichen Konkurrenzsituation ist. Gerade die in den letzten Jahren stark angestiegenen Umweltanforderungen an die Verwertungsbetriebe haben umfangreiche Investitionen notwendig gemacht, die auch Gebrauchtteile naturgemäß mehr oder minder stark verteuert haben.

Als grobe Richtlinie gilt: je seltener ein Fahrzeug ist, je höher der Einstandspreis des Wracks für den Verwerter war und je gefragter die Teile sind, desto höher liegen auch die geforderten Teilepreise.

Im Schnitt liegen die Preise gebrauchter, ausgebauter Teile zwischen 30 - 50% des Neupreises. Teile, die selbst ausgebaut werden müssen, sind manchmal etwas günstiger.

Bestimmte Motoren-Einzelteile (wie z.B. das Dual-Ram) können oft nicht einzeln gekauft werden. Logisch, daß der Verwerter lieber die komplette Maschine verkaufen will. Ein bloßer Rumpfmotor ist kaum noch verkäuflich.

Da bei weitem noch nicht auf jedem Schrottplatz mit "Plastikgeld" bezahlt werden kann, empfiehlt es sich, entsprechend "Bares" mitzunehmen.

Was sonst noch interessant ist:

Viele Kleinteile kosten im Teilehandel oder beim Opel-Händler relativ viel Geld.

Die betrifft Sicherungen (Flachsicherungen werden auch bei vielen anderen Autoherstellern verwendet), Birnen, Relais, Schrauben, Clipse, Betriebsanleitungen (die übrigens beim Opel-Händler gar nicht mehr zu haben sind). Für solche Kleinteile wird (wenn überhaupt) meist nur eine kleine "Schutzgebühr" erhoben, die in keinem Verhältnis zum Ladenverkaufspreis steht.

Wer hätte geahnt, daß ein neuer Wagenhimmel für den Omega A einmal für € 950,-- in der Preisliste stand...